mit dem Flötisten Eberhard Blum und Klangobjekten von Martin Riches 1984

SprachMusik für Altflöte und Stimme, Talking Machine und Computer (2006-2008):

SprachMusik ist eine Komposition, in der die Flötistin, die sowohl Stimme als auch Altflöte einsetzt, über einen Computer mit der Talking Machine von Martin Riches zusammenspielt.

Tonhöhe, Lautstärke und Klangspektrum ihrer Stimm- und ihrer  Flötenklänge steuern Klangerzeugung und Strukturen der mechanischen, elektrisch gesteuerten Sprechmaschine.

Diese Maschine, von Martin Riches erfunden und gebaut, fungiert in Ausstellungen als Klangobjekt.

Er hat diese Maschine nicht konstruiert, um den letzten technologischen Stand zu dokumentieren. Die Maschine bildet eher einen etwas ironischen Kontrast zu fortschrittsgläubigem Positivismus, indem sie auf Bauprinzipien des 18./19. Jahrhunderts basiert. In dieser Negation ist sie Kunstwerk im besten Sinne.

In unserem Falle dient sie als musikalisch-theatralische Partnerin der Flötistin.


2006 hatten Martin Riches und ich Gelegenheit, als ‚artists in residence’ des Tesla im Podewilschen Palais in Berlin einige Monate an diesem Kommunikationssystem zu arbeiten.

So konnten viele zunächst verborgene Eigenschaften der Maschine herauskristallisiert werden. Gerade mechanische Klangerzeuger wie diese Sprechmaschine haben ein Eigenleben, besonders in den Randbereichen, das ihnen als eigenmächtige, überraschende, nicht austauschbare Objekte eine hohe Authentizität verleiht. 

In SprachMusik zeigt sich ein libidinöses Verhältnis zwischen Mensch und Maschine. 


Da keine Lautsprecherklänge zu hören sind, entsteht ein reines Gegenüber zweier ‚ungefilterter’ Partner.

Verschiedenste Charaktere beider treten in Erscheinung: Dominanz, Verletzlichkeit, Miteinander, Brutalität, freiwillige und unfreiwillige Ironie.

Sprechweisen wie Flüstern, Hauchen, Lallen, Stottern, Quasseln zeigen emotionale Aspekte, Strukturarten wie artikuliert/unartikuliert, entstehend/absterbend, schroff/weich werden formbildend genutzt.

Die Maschine, deren Klänge zunächst keine musikalische Eignung zu haben scheinen, wird über die Sprachlichkeit, deren Störung und Verunsicherung zum Musikwerkzeug, das von verschachtelter Rhythmik bis zu anrüchiger Grundtönigkeit viele Schattierungen zeigt.

Ihre einzelnen Klangerzeuger formen englische Sprachklänge, die in dieser Komposition zur Bildung einer Art Kunstsprache dienen, die entsteht und zerbröckelt in ihren rudimentären Anfängen. Sie ist auf wenige Worte reduziert. 

Fast alle rhythmischen Elemente resultieren aus einem Sprachrhythmus, der durch die Überlagerung von Worten entsteht. Die Strukturen reichen von kurzen Satzteilen über Einzelworte zu rotierenden, maschinellen Abfolgen, die entstehen oder gestört werden.


Gewissen "Humanizing"-Methoden der Maschine stehen "Dehumanizing"-Entfremdungen der Musikerin gegenüber.